erschienen in der FREIEN PRESSE freiepresse.de
113 Wanderer gehen auf Schwammesuche
Geführte Pilztour von "Freie Presse" und Kul(t)ourbetrieb stößt auf großes Interesse. Am Ende gibt es durchaus interessante Funde.Von Petra Wötzel
erschienen am 05.10.2015
Neuwürschnitz. Der große Steinpilz füllt fast den ganzen Korb aus - ein prächtiges Exemplar. Für Sophie Fankhänel hat sich der Streifzug durch den Wald gelohnt. Gemeinsam mit insgesamt 113 Frauen, Männern und Kindern - das jüngste fünf Jahre alt - war die Stollbergerin gestern früh hoch motiviert mit "Freie Presse" Stollberg und dem Kul(t)ourbetrieb des Erzgebirgskreises zur Pilzsuche in das Gelände um das Waldbad Neuwürschnitz ausgeschwärmt und nutzte am Ende auch die angebotene Pilzberatung.
Wegen der großen Zahl an Pilzsuchern hatte sich Olaf Gebert kurzfristig noch Verstärkung geholt: den Niederwürschnitzer Klaus Strobelt. Nach zwei Stunden waren die Körbe der Pilzsucher reichlich gefüllt mit prächtigen und teilweise auch eigenartigen Exemplaren. Im Pilzkorb von Sophie Fankhänel lagen überwiegend essbare Pilze wie Hallimasch, Steinpilz und Marone, die die Pilzsucherin genau kennt. Die Erzieherin geht seit ihrer Kindheit regelmäßig in die "Schwamme". Die Wälder rund um Stollberg sind ihr Sammelrevier, hier kennt sie ihre "Fleckchen". Dort wird sie meist fündig - aber nicht immer. "Wo in einem Jahr viele Pilze wachsen, muss das im nächsten nicht auch wieder so sein", ist ihre Erfahrung.
Gestern nahm Sophie Fankhänel bewusst Pilze mit, die sie eigentlich sonst stehen lassen würde. Sie wollte sich von den beiden erfahrenen Pilzexperten beraten lassen. "So eine Wanderung ist doch die beste Gelegenheit, etwas dazuzulernen", sagte die Stollbergerin. Olaf Gebert und Klaus Strobelt gaben gerne Auskunft, es wurden aber auch unter den Teilnehmern Erfahrungen zum Verarbeiten und Haltbarmachen von Pilzen ausgetauscht.
Etwa 50 verschiedene Arten - darunter zehn, die man unbedenklich genießen kann - fanden sich in den Behältnissen derjenigen Pilzsucher, die das Angebot zur Bestimmung nutzten. Die Ausbeute reichte von schmackhaften Speisepilzen über "gerade noch genießbar" bis hin zu giftig. Zu dieser Spezies gehörten unter anderem der grünblättrige Schwefelkopf, der gelbe Knollenblätterpilz und der Fliegenpilz.
Klaus Strobelt wies zudem auf eine unterschätzte Gefahr hin. Faule, schimmlige und modrige Pilze sollten ausnahmslos entsorgt werden. "Auch wenn man nur eine kleine Stelle entdeckt, ist der Rest schon mit Schimmelpilzen durchzogen. Die Auswirkungen nach dem Verzehr können mindestens genauso heftig wie bei echten Giftpilzen sein und im schlimmsten Fall zum Tod führen."
Besonderes Interesse weckten ein Täubling, der wie Stachelbeerkompott riecht, oder das in Laubwäldern vorkommende eigenwillig geformte seltene Eselsohr. "Der Pilz ist zwar genießbar, doch sollte man ihn wegen seiner Seltenheit und Schönheit in der Natur belassen", riet Olaf Gebert, der überrascht war, wie viele Pilze letztendlich von den Teilnehmern gefunden worden waren.
113 Wanderer gehen auf Schwammesuche
Geführte Pilztour von "Freie Presse" und Kul(t)ourbetrieb stößt auf großes Interesse. Am Ende gibt es durchaus interessante Funde.Von Petra Wötzel
erschienen am 05.10.2015
Neuwürschnitz. Der große Steinpilz füllt fast den ganzen Korb aus - ein prächtiges Exemplar. Für Sophie Fankhänel hat sich der Streifzug durch den Wald gelohnt. Gemeinsam mit insgesamt 113 Frauen, Männern und Kindern - das jüngste fünf Jahre alt - war die Stollbergerin gestern früh hoch motiviert mit "Freie Presse" Stollberg und dem Kul(t)ourbetrieb des Erzgebirgskreises zur Pilzsuche in das Gelände um das Waldbad Neuwürschnitz ausgeschwärmt und nutzte am Ende auch die angebotene Pilzberatung.
Wegen der großen Zahl an Pilzsuchern hatte sich Olaf Gebert kurzfristig noch Verstärkung geholt: den Niederwürschnitzer Klaus Strobelt. Nach zwei Stunden waren die Körbe der Pilzsucher reichlich gefüllt mit prächtigen und teilweise auch eigenartigen Exemplaren. Im Pilzkorb von Sophie Fankhänel lagen überwiegend essbare Pilze wie Hallimasch, Steinpilz und Marone, die die Pilzsucherin genau kennt. Die Erzieherin geht seit ihrer Kindheit regelmäßig in die "Schwamme". Die Wälder rund um Stollberg sind ihr Sammelrevier, hier kennt sie ihre "Fleckchen". Dort wird sie meist fündig - aber nicht immer. "Wo in einem Jahr viele Pilze wachsen, muss das im nächsten nicht auch wieder so sein", ist ihre Erfahrung.
Gestern nahm Sophie Fankhänel bewusst Pilze mit, die sie eigentlich sonst stehen lassen würde. Sie wollte sich von den beiden erfahrenen Pilzexperten beraten lassen. "So eine Wanderung ist doch die beste Gelegenheit, etwas dazuzulernen", sagte die Stollbergerin. Olaf Gebert und Klaus Strobelt gaben gerne Auskunft, es wurden aber auch unter den Teilnehmern Erfahrungen zum Verarbeiten und Haltbarmachen von Pilzen ausgetauscht.
Etwa 50 verschiedene Arten - darunter zehn, die man unbedenklich genießen kann - fanden sich in den Behältnissen derjenigen Pilzsucher, die das Angebot zur Bestimmung nutzten. Die Ausbeute reichte von schmackhaften Speisepilzen über "gerade noch genießbar" bis hin zu giftig. Zu dieser Spezies gehörten unter anderem der grünblättrige Schwefelkopf, der gelbe Knollenblätterpilz und der Fliegenpilz.
Klaus Strobelt wies zudem auf eine unterschätzte Gefahr hin. Faule, schimmlige und modrige Pilze sollten ausnahmslos entsorgt werden. "Auch wenn man nur eine kleine Stelle entdeckt, ist der Rest schon mit Schimmelpilzen durchzogen. Die Auswirkungen nach dem Verzehr können mindestens genauso heftig wie bei echten Giftpilzen sein und im schlimmsten Fall zum Tod führen."
Besonderes Interesse weckten ein Täubling, der wie Stachelbeerkompott riecht, oder das in Laubwäldern vorkommende eigenwillig geformte seltene Eselsohr. "Der Pilz ist zwar genießbar, doch sollte man ihn wegen seiner Seltenheit und Schönheit in der Natur belassen", riet Olaf Gebert, der überrascht war, wie viele Pilze letztendlich von den Teilnehmern gefunden worden waren.
erschienen in der FREIEN PRESSE freiepresse.de
Beratung: Pilze im Zweifel immer mit Stiel ernten Sammler und Berater sind auf die diesjährige Saison vorbereitet. Doch noch herrscht Ruhe beim Volkssport in den Revieren. Von Christof Heyden erschienen am 23.06.2015 Zwönitz/Ehrenfriedersdorf. Die Waldläufer sind gewappnet: Körbe und Messer liegen bereit. Allein das Wetter spielt nicht mit, um so richtig in die Saison 2015 zu starten. Selbst bei Pilzberater Andreas Simon herrscht noch Flaute im Revier. "Das eher spärliche Wachstum ist den geringen Niederschlagsmengen geschuldet", sagt Simon. Er freut sich deshalb über die jüngsten Regentage. |
"Gewisse Gefahr immer dabei"
Pilzsuche bleibt ein Volkssport, sagt der 55-Jährige Zwönitzer im Rückblick auf das vorangegangene Jahr. "Sobald sich die Kunde von ergiebigen Funden verbreitet, gibt es kein Halten", weiß er aus Erfahrung. Doch so erfolgreich die Zeitgenossen auch Sammeln würden, eine gewisse Gefahr ist immer mit dabei. "Selbst erfahrene Waldgänger können Details übersehen, die ein Exemplar als ungenießbar oder giftig klassifizieren", fordert Simon die Pilzgänger auf, das Beratungsangebot anzunehmen.
"Es gibt ein Überangebot an Informationen, die nicht immer konform sind und auch verwirren können", gibt er zu bedenken. So werde der Speisewert bekannter Exemplare verschieden interpretiert. "In Arten wie dem Kahlen Krempling oder dem Grünling, die über Generationen gesammelt, geschätzt und verspeist wurden, konnte man nach schweren, teils tödlichen Vergiftungen neue Inhaltsstoffe nachweisen. Sie gelten als giftig, was oft Anlass für Diskussionen ist", sagt Simon.
Und er hat einen Tipp schon vor dem Sammeln parat: "Arten, die man nicht genau kennt, in jedem Fall mit der Stielbasis, die teilweise im Boden steckt, ernten. Sie liefert oft die entscheidenden Hinweise für eine sichere Bestimmung", so der Fachmann. "Pilze mit Lamellen sollten gut abgespült werden. Zwischen denen gibt es doch reichlich Mitbewohner, die nicht auf die Speisekarte gehören", rät Andreas Simon. Bei festen Röhrlingen oder Zuchtpilzen genüge es, mit einem feuchten Tuch Schmutzpartikel zu entfernen.
Manchmal würden in hiesigen Regionen auch Pilze gefunden, die hier eigentlich nicht auf den Zettel gehörten. So den Salzwiesen-Champignon, der Salzwiesen mag und in Küstennähe sein zu Hause hat. "Aber an Straßenrändern, die im Winter stark gesalzen werden, hat auch er sich bei uns eingefunden", so der Fachmann. Sein Favorit: der leuchtend rote Apfeltäubling.
Seit 20 Jahren als Berater aktiv
Seit 20 Jahren übt der Elektronikfacharbeiter das Ehrenamt aus. "Ich bin nach der Wende durch einen Artikel in der Zeitung inspiriert worden und ehrlich gesagt, wollte ich schon immer wissen was das alles für Pilze sind, die da rumstehen. Ich bin fünf Jahre mitgelaufen und habe mir das theoretische Wissen angeeignet und anderen Pilzberatern über die Schulter geschaut, bis ich meine Prüfung abgelegt habe." Über einen Fund würde er sich besonders freuen: "Weitere Mitstreiter als Pilzberater zu gewinnen."
Pilzsuche bleibt ein Volkssport, sagt der 55-Jährige Zwönitzer im Rückblick auf das vorangegangene Jahr. "Sobald sich die Kunde von ergiebigen Funden verbreitet, gibt es kein Halten", weiß er aus Erfahrung. Doch so erfolgreich die Zeitgenossen auch Sammeln würden, eine gewisse Gefahr ist immer mit dabei. "Selbst erfahrene Waldgänger können Details übersehen, die ein Exemplar als ungenießbar oder giftig klassifizieren", fordert Simon die Pilzgänger auf, das Beratungsangebot anzunehmen.
"Es gibt ein Überangebot an Informationen, die nicht immer konform sind und auch verwirren können", gibt er zu bedenken. So werde der Speisewert bekannter Exemplare verschieden interpretiert. "In Arten wie dem Kahlen Krempling oder dem Grünling, die über Generationen gesammelt, geschätzt und verspeist wurden, konnte man nach schweren, teils tödlichen Vergiftungen neue Inhaltsstoffe nachweisen. Sie gelten als giftig, was oft Anlass für Diskussionen ist", sagt Simon.
Und er hat einen Tipp schon vor dem Sammeln parat: "Arten, die man nicht genau kennt, in jedem Fall mit der Stielbasis, die teilweise im Boden steckt, ernten. Sie liefert oft die entscheidenden Hinweise für eine sichere Bestimmung", so der Fachmann. "Pilze mit Lamellen sollten gut abgespült werden. Zwischen denen gibt es doch reichlich Mitbewohner, die nicht auf die Speisekarte gehören", rät Andreas Simon. Bei festen Röhrlingen oder Zuchtpilzen genüge es, mit einem feuchten Tuch Schmutzpartikel zu entfernen.
Manchmal würden in hiesigen Regionen auch Pilze gefunden, die hier eigentlich nicht auf den Zettel gehörten. So den Salzwiesen-Champignon, der Salzwiesen mag und in Küstennähe sein zu Hause hat. "Aber an Straßenrändern, die im Winter stark gesalzen werden, hat auch er sich bei uns eingefunden", so der Fachmann. Sein Favorit: der leuchtend rote Apfeltäubling.
Seit 20 Jahren als Berater aktiv
Seit 20 Jahren übt der Elektronikfacharbeiter das Ehrenamt aus. "Ich bin nach der Wende durch einen Artikel in der Zeitung inspiriert worden und ehrlich gesagt, wollte ich schon immer wissen was das alles für Pilze sind, die da rumstehen. Ich bin fünf Jahre mitgelaufen und habe mir das theoretische Wissen angeeignet und anderen Pilzberatern über die Schulter geschaut, bis ich meine Prüfung abgelegt habe." Über einen Fund würde er sich besonders freuen: "Weitere Mitstreiter als Pilzberater zu gewinnen."
29 Pilzberater informieren flächendeckend im Erzgebirge
Im Erzgebirgskreis sind 29 Pilzberaterinnen und Pilzberater ehrenamtlich aktiv. Die Mehrzahl von ihnen gehören dem 2014 neu gegründeten Verein Pilzberater Südwestsachsen an, der 64 Mitglieder zählt. In dem sind auch Amtskollegen aus Mittelsachsen, Zwickau und dem Vogtlandkreis zusammengeschlossen. Sie üben ihre Funktion im Auftrag des Landratsamtes, Referat Lebensmittelüberwachung und Veterinäramt aus.
2014 haben die Pilzberater des Erzkreises insgesamt 2047 Sammler beraten. Der Umfang wird von den tätigen 31 Beratern auf 4802 Stunden beziffert. Im Altkreis Annaberg suchten 406 Personen den Rat, in Aue-Schwarzenberg 452, im MEK 497 und in Stollberg 692. Dabei sind 4993 Exemplare bestimmt worden: 3599 galten als essbar, 962 als ungenießbar und 389 Pilze waren giftig.
Zwölf große Pilzausstellungen in zehn Städten und Gemeinden fanden mit einigen Tausend Besuchern großen Zuspruch der Öffentlichkeit. Dann sind je nach saisonaler Lage bis zu 300 frische heimische Pilze zu sehen. Pilzwanderungen gehören zu regelmäßigen Veranstaltungen wie Fachvorträge.
Im Erzgebirgskreis sind 29 Pilzberaterinnen und Pilzberater ehrenamtlich aktiv. Die Mehrzahl von ihnen gehören dem 2014 neu gegründeten Verein Pilzberater Südwestsachsen an, der 64 Mitglieder zählt. In dem sind auch Amtskollegen aus Mittelsachsen, Zwickau und dem Vogtlandkreis zusammengeschlossen. Sie üben ihre Funktion im Auftrag des Landratsamtes, Referat Lebensmittelüberwachung und Veterinäramt aus.
2014 haben die Pilzberater des Erzkreises insgesamt 2047 Sammler beraten. Der Umfang wird von den tätigen 31 Beratern auf 4802 Stunden beziffert. Im Altkreis Annaberg suchten 406 Personen den Rat, in Aue-Schwarzenberg 452, im MEK 497 und in Stollberg 692. Dabei sind 4993 Exemplare bestimmt worden: 3599 galten als essbar, 962 als ungenießbar und 389 Pilze waren giftig.
Zwölf große Pilzausstellungen in zehn Städten und Gemeinden fanden mit einigen Tausend Besuchern großen Zuspruch der Öffentlichkeit. Dann sind je nach saisonaler Lage bis zu 300 frische heimische Pilze zu sehen. Pilzwanderungen gehören zu regelmäßigen Veranstaltungen wie Fachvorträge.