Pilzberater tischen reichlich auf
Der Lichtensteiner Herbstmarkt bot am Samstag nicht nur eine große Vielfalt von Produkten, sondern auch Funde aus dem Wald, die für neugierige Blicke sorgte.
Von Markus Pfeifer erschienen am 24.10.2016
Lichtenstein. Die Pilzberater Siegfried Spindler aus Hohenstein-Ernstthal sowie Uwe Vogel und Thomas Klemm aus dem Mülsengrund zeigten eine Pilzausstellung mit mehr als 160 verschiedenen Arten. Die wurden tags zuvor in der gesamten Region gesammelt.
"Zuletzt gab es noch einmal wirklich viele Pilze", betonte Spindler, der auch so manches Exemplar mit ungewöhnlichem Namen vorstellen konnte. Der Rosarote Schmierling, der Buchen-Speitäubling oder der Unverschämte Ritterling konnten beispielsweise begutachtet werden. Als Exot wurde der Tintenfischpilz gezeigt, bei dem es sich um eine eingewanderte Art handelt, die eigentlich in Australien zuhause ist. In Lichtenstein war er in geschlossenem Zustand zu sehen. Wäre er weiter gewachsen, würden mehrere rote Tentakel aus ihm kommen.
Sorgen machen den Pilzberatern zwei unterschiedliche Arten, die für Laien schwer zu unterscheiden sind. Der giftige Pantherpilz und der ungiftige Graue Wulstling sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Der gefährliche Pantherpilz hat am unteren Stielende eine Art Knolle, während der Wulstling einen eher durchgehenden Stil besitzt, sagt Spindler.
"Wenn der Stil abgebrochen ist, können wir das kaum noch bestimmen", sagt der Experte, der seit rund 30 Jahren Pilzberater ist. Da der Pantherpilz, der in der Vergangenheit eher selten auftrat, mittlerweile weitverbreitet ist, empfehlen die Berater, diese Arten am besten zu meiden. Nur so können Vergiftungen, die es zuletzt gehäuft gab, vermieden werden. Der Wulstling sei ohnehin keine Köstlichkeit und könne daher im Wald bleiben.
Insgesamt sei die Saison für die Pilzsammler schwierig gewesen. "Zwischendurch gab es eine Flaute", berichtete Uwe Vogel. Deshalb mussten die Pilzberater sogar geplante Ausstellungen ausfallen lassen, weil sich nicht genug Anschauungsmaterial finden ließ.
Während die Pilze am Samstag beim Herbstmarkt im warmen und trockenen Foyer des Daetz-Centrums zu sehen waren, mussten Händler und Marktbesucher draußen mit dem nass-kalten Wetter vorlieb nehmen.
Vor allem der Regen am Samstagvormittag sorgte für Unmut. "Da gehen die Leute lieber woanders einkaufen. Und nachmittags kommen eher die, die nur gucken wollen", sagte Rainer Gutte aus Langenchursdorf, der mit seinem Räucherkäseverkauf ein Stammgast bei den Bauern- und Herbstmärkten der Hot-ABS ist.
Der Lichtensteiner Herbstmarkt bot am Samstag nicht nur eine große Vielfalt von Produkten, sondern auch Funde aus dem Wald, die für neugierige Blicke sorgte.
Von Markus Pfeifer erschienen am 24.10.2016
Lichtenstein. Die Pilzberater Siegfried Spindler aus Hohenstein-Ernstthal sowie Uwe Vogel und Thomas Klemm aus dem Mülsengrund zeigten eine Pilzausstellung mit mehr als 160 verschiedenen Arten. Die wurden tags zuvor in der gesamten Region gesammelt.
"Zuletzt gab es noch einmal wirklich viele Pilze", betonte Spindler, der auch so manches Exemplar mit ungewöhnlichem Namen vorstellen konnte. Der Rosarote Schmierling, der Buchen-Speitäubling oder der Unverschämte Ritterling konnten beispielsweise begutachtet werden. Als Exot wurde der Tintenfischpilz gezeigt, bei dem es sich um eine eingewanderte Art handelt, die eigentlich in Australien zuhause ist. In Lichtenstein war er in geschlossenem Zustand zu sehen. Wäre er weiter gewachsen, würden mehrere rote Tentakel aus ihm kommen.
Sorgen machen den Pilzberatern zwei unterschiedliche Arten, die für Laien schwer zu unterscheiden sind. Der giftige Pantherpilz und der ungiftige Graue Wulstling sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Der gefährliche Pantherpilz hat am unteren Stielende eine Art Knolle, während der Wulstling einen eher durchgehenden Stil besitzt, sagt Spindler.
"Wenn der Stil abgebrochen ist, können wir das kaum noch bestimmen", sagt der Experte, der seit rund 30 Jahren Pilzberater ist. Da der Pantherpilz, der in der Vergangenheit eher selten auftrat, mittlerweile weitverbreitet ist, empfehlen die Berater, diese Arten am besten zu meiden. Nur so können Vergiftungen, die es zuletzt gehäuft gab, vermieden werden. Der Wulstling sei ohnehin keine Köstlichkeit und könne daher im Wald bleiben.
Insgesamt sei die Saison für die Pilzsammler schwierig gewesen. "Zwischendurch gab es eine Flaute", berichtete Uwe Vogel. Deshalb mussten die Pilzberater sogar geplante Ausstellungen ausfallen lassen, weil sich nicht genug Anschauungsmaterial finden ließ.
Während die Pilze am Samstag beim Herbstmarkt im warmen und trockenen Foyer des Daetz-Centrums zu sehen waren, mussten Händler und Marktbesucher draußen mit dem nass-kalten Wetter vorlieb nehmen.
Vor allem der Regen am Samstagvormittag sorgte für Unmut. "Da gehen die Leute lieber woanders einkaufen. Und nachmittags kommen eher die, die nur gucken wollen", sagte Rainer Gutte aus Langenchursdorf, der mit seinem Räucherkäseverkauf ein Stammgast bei den Bauern- und Herbstmärkten der Hot-ABS ist.
Erschienen in der Freien Presse (Oberes Vogtland) am 15.10.2016
www.freiepresse.de
Eine Frau mit "Schwammeauge"
Sandra Heymann aus Morgenröthe-Rautenkranz hat die Prüfung als Pilzberaterin abgelegt. Wie sie zur Pilz-Passion gekommen ist - und was ihre Favoriten sind.
Von Eckhard Sommer erschienen am 15.10.2016
Muldenhammer. Geschafft: Es war ein hartes Stück Arbeit, kein Zuckerschlecken und trotzdem hat Sandra Heymann die letzte Hürde locker übersprungen. Nach der Theorie im Juni hat die 42-Jährige jetzt auch die praktische und didaktische Prüfung bestanden. Dabei wurde sie in Grünheide vom Verein Pilzberater Südwestsachsen in die Mangel genommen und auf Herz und Nieren geprüft. "Das ist auch richtig so, denn als Pilzberaterin trage ich doch eine große Verantwortung. Von meiner Bestimmung können doch im schlimmsten Fall Menschenleben abhängen. Bei der Prüfung musste ich unter anderem 50 Pilzarten ohne Hilfe eines Buches bestimmen."
Wenn Sandra Heymann nicht durch den Wald streift, was in den Schwammemonaten oft der Fall ist, dann arbeitet sie in der Deutschen Raumfahrtausstellung. Was bedeutet: Sie kennt sich also aus im Himmel und auf der Erde. "Ich bin schon als Kind gerne mit dem Korb im Wald unterwegs gewesen", sagt sie und denkt dabei an Karl Schneider, zu Lebzeiten als Pilzberater eine Institution im Waldgebiet und einer ihrer Lehrmeister. Ihm fiel etwas auf an Sandra Heymann: Mädel, du hast ein Schwammeauge, mach doch bei uns mit. "Ich musste nicht lange überlegen, habe mich 2012 der Vogtländischen Arbeitsgemeinschaft Mykologie angeschlossen. Seitdem bin ich bei Pilzwanderungen mitgegangen, habe Ausstellungen mit vorbereitet." Von den Mitgliedern wie dem "alten Pilzhasen" Lothar Roth lernte sie nicht nur viel im Laufe der Zeit, sondern wurde von ihnen auch ermutigt, die Prüfung als Pilzberaterin abzulegen, denn Nachwuchs wächst nicht so rasch heran wie Schwamme bei Wärme und nach Regen.
"Karl Schneider wäre stolz und glücklich, wenn er miterleben könnte, was aus mir geworden ist", sagt Sandra Heymann ohne Überheblichkeit. Stolz und glücklich, dass sie durch den Wald streift mit ihrem Schwammeblick, dabei selbst solche Winzlinge wie den Rosablättrigen Helmling entdeckt, ohne Nachdenken bestimmt. Dass ihr der lateinische Name Cystoderma carcharias für den Starkriechenden Körnchenschirmling so locker über die Lippen kommt, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. "Ist es auch. Das bekommt man im Laufe der Zeit einfach mit und es gehört dazu. Dieser Pilz gehört übrigens zu meinen Favoriten. Er ist zwar ungenießbar, sieht aber schön aus und macht sich in Ausstellungen sehr gut." Natürlich freut sie sich, wenn nach dem Waldgang Steinpilze, Maronen, Violette Rötelritterlinge, Täublinge oder Pfifferlinge in ihrem Korb liegen für das Abendessen daheim. Neulich aber war sie ebenso glücklich über ihren Erstfund, "weil das immer etwas Besonderes ist". In diesem Fall: Psathyrella tenuicola, Wildschweinlosung-Faserling, der dort wächst, wie es dem Namen zu entnehmen ist.
Sandra Heymann ist gespannt, wie oft es in der restlichen Pilzsaison an ihrer Haustür klingelt und ein Sammler mit gefülltem Korb davor steht, um sich beraten zu lassen über den essbaren oder ungenießbaren, gar giftigen Fund. "Neulich hat mich jemand angerufen und wollte eine Auskunft haben. Ich musste ihn enttäuschen, denn Beratung am Telefon kommt nicht in Frage."
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Eine Frau mit "Schwammeauge"
Sandra Heymann aus Morgenröthe-Rautenkranz hat die Prüfung als Pilzberaterin abgelegt. Wie sie zur Pilz-Passion gekommen ist - und was ihre Favoriten sind.
Von Eckhard Sommer erschienen am 15.10.2016
Muldenhammer. Geschafft: Es war ein hartes Stück Arbeit, kein Zuckerschlecken und trotzdem hat Sandra Heymann die letzte Hürde locker übersprungen. Nach der Theorie im Juni hat die 42-Jährige jetzt auch die praktische und didaktische Prüfung bestanden. Dabei wurde sie in Grünheide vom Verein Pilzberater Südwestsachsen in die Mangel genommen und auf Herz und Nieren geprüft. "Das ist auch richtig so, denn als Pilzberaterin trage ich doch eine große Verantwortung. Von meiner Bestimmung können doch im schlimmsten Fall Menschenleben abhängen. Bei der Prüfung musste ich unter anderem 50 Pilzarten ohne Hilfe eines Buches bestimmen."
Wenn Sandra Heymann nicht durch den Wald streift, was in den Schwammemonaten oft der Fall ist, dann arbeitet sie in der Deutschen Raumfahrtausstellung. Was bedeutet: Sie kennt sich also aus im Himmel und auf der Erde. "Ich bin schon als Kind gerne mit dem Korb im Wald unterwegs gewesen", sagt sie und denkt dabei an Karl Schneider, zu Lebzeiten als Pilzberater eine Institution im Waldgebiet und einer ihrer Lehrmeister. Ihm fiel etwas auf an Sandra Heymann: Mädel, du hast ein Schwammeauge, mach doch bei uns mit. "Ich musste nicht lange überlegen, habe mich 2012 der Vogtländischen Arbeitsgemeinschaft Mykologie angeschlossen. Seitdem bin ich bei Pilzwanderungen mitgegangen, habe Ausstellungen mit vorbereitet." Von den Mitgliedern wie dem "alten Pilzhasen" Lothar Roth lernte sie nicht nur viel im Laufe der Zeit, sondern wurde von ihnen auch ermutigt, die Prüfung als Pilzberaterin abzulegen, denn Nachwuchs wächst nicht so rasch heran wie Schwamme bei Wärme und nach Regen.
"Karl Schneider wäre stolz und glücklich, wenn er miterleben könnte, was aus mir geworden ist", sagt Sandra Heymann ohne Überheblichkeit. Stolz und glücklich, dass sie durch den Wald streift mit ihrem Schwammeblick, dabei selbst solche Winzlinge wie den Rosablättrigen Helmling entdeckt, ohne Nachdenken bestimmt. Dass ihr der lateinische Name Cystoderma carcharias für den Starkriechenden Körnchenschirmling so locker über die Lippen kommt, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. "Ist es auch. Das bekommt man im Laufe der Zeit einfach mit und es gehört dazu. Dieser Pilz gehört übrigens zu meinen Favoriten. Er ist zwar ungenießbar, sieht aber schön aus und macht sich in Ausstellungen sehr gut." Natürlich freut sie sich, wenn nach dem Waldgang Steinpilze, Maronen, Violette Rötelritterlinge, Täublinge oder Pfifferlinge in ihrem Korb liegen für das Abendessen daheim. Neulich aber war sie ebenso glücklich über ihren Erstfund, "weil das immer etwas Besonderes ist". In diesem Fall: Psathyrella tenuicola, Wildschweinlosung-Faserling, der dort wächst, wie es dem Namen zu entnehmen ist.
Sandra Heymann ist gespannt, wie oft es in der restlichen Pilzsaison an ihrer Haustür klingelt und ein Sammler mit gefülltem Korb davor steht, um sich beraten zu lassen über den essbaren oder ungenießbaren, gar giftigen Fund. "Neulich hat mich jemand angerufen und wollte eine Auskunft haben. Ich musste ihn enttäuschen, denn Beratung am Telefon kommt nicht in Frage."
Erschienen in der Freien Presse (Zwickau) am 30.07.2016
www.freiepresse.de
"Es könnte ein gutes Pilzjahr werden"
Zwei Experten über den Start in die Schwammesaison, das Auftauchen giftiger Exemplare und das Interesse an Beraternachwuchserschienen am 30.07.2016
Zwickau. 26 Pilzberater bieten im Landkreis ihre Dienste an. Mit zwei von ihnen, Uwe Vogel (50) und Thomas Klemm (61) aus Mülsen, hat Viola Martin über das laufende Pilzjahr gesprochen.
Freie Presse: Ist 2016 ein gutes Pilzjahr?
Uwe Vogel: Da es einen relativ feuchten Winter und ein feuchtes Frühjahr gab, konnten wir bereits bei einer Pilzausstellung im April am Filzteich 52 verschiedene Arten zeigen, vor allem Morcheln und Lorcheln. Im Juni gab es dann einen weiteren Schub. Das Jahr hat also gut begonnen. Thomas Klemm: Ob es aber insgesamt ein gutes Pilzjahr wird, da müssen wir abwarten. Wir haben erst Ende Juli, und die Hoch-Zeit für Pilze ist im Herbst.
Aber Ihre Suche kurz vor unserem Gespräch hat gezeigt, dass man zurzeit schon fündig werden kann in der Region.
Vogel: Das stimmt. Wir haben Champignons, Röhrlinge und sogar bereits kleine Steinpilze gefunden. Wenn es nicht zu feucht wird, könnte es ein gutes Pilzjahr werden. Klemm: Allerdings wachsen nicht nur leckere Schwamme für die Pfanne, sondern auch giftige. Wir haben schon Pantherpilze und Giftchampignons entdeckt, Grüne Knollenblätterpilze noch nicht. Heute hatten wir den Netzstieligen Hexenröhrling im Korb. Er ist zwar nicht direkt giftig, man sollte aber zwei Tage vor und zwei Tage nach seinem Genuss keinen Alkohol trinken. Ein guter Speisepilz dagegen ist der Flockenstielige Hexenröhrling, den wir auch gefunden haben.
Man sollte nur Pilze sammeln, die man sicher kennt, oder im Zweifelsfall einen Pilzberater aufsuchen. Tun das viele Leute?
Vogel: Ja. Immerhin hatten wir voriges Jahr 2291 Beratungen und haben dabei mehr als 5000 Exemplare bestimmt. Knapp 1000 Stück musten wir aussortieren, darunter 45 Panther- und neun Grüne Knollenblätterpilze sowie 74 Fliegenpilze.
Aber Fliegenpilze kennt doch jeder, oder?
Vogel: Nicht unbedingt, gerade wenn sie noch klein sind, haben sie nicht immer die typische rote Farbe und noch keine weißen Punkte. Übrigens gibt es auch Speisepilze, die wir aussortieren. Alle Exemplare, die alt und feucht, schimmlig oder madig sind, sollten nicht in der Pfanne landen, weil sie zu Magen- und Darmproblemen führen können.
26 Pilzberater im Landkreis sind eine ganze Menge. Brauchen Sie noch mehr?
Klemm: Auf alle Fälle. Im Raum Kirchberg, Wilkau-Haßlau und Reinsdorf haben wir beispielsweise zurzeit überhaupt keine. Interessenten können sich bei Pilzberatern oder auf Ausstellungen melden. Sie erhalten eine theoretische und eine praktische Ausbildung. Das dauert so um die zwei Jahre. Dann müssen sie eine Prüfung ablegen. Ich bin schon seit 45 Jahren Pilzberater. Doch ehrlich, alle Pilze kenne auch ich nicht. Es gibt Tausende Arten. Aber die gängigen, die in der Region wachsen, kennen wir schon. Und wenn wir uns unsicher sind, dann schauen wir nach.
Pilzausstellungen sind immer ein Publikumsmagnet. Wann wird es die nächste geben?
Vogel: Vorgesehen ist eine große Ausstellung, an der sich Berater aus dem gesamten Landkreis beteiligen, am letzten Augustwochenende an der Dänkritzer Schmiede. Voraussetzung dafür ist aber, dass zu dem Zeitpunkt genügend Pilze wachsen. Sonst wird sie verschoben.
www.freiepresse.de
"Es könnte ein gutes Pilzjahr werden"
Zwei Experten über den Start in die Schwammesaison, das Auftauchen giftiger Exemplare und das Interesse an Beraternachwuchserschienen am 30.07.2016
Zwickau. 26 Pilzberater bieten im Landkreis ihre Dienste an. Mit zwei von ihnen, Uwe Vogel (50) und Thomas Klemm (61) aus Mülsen, hat Viola Martin über das laufende Pilzjahr gesprochen.
Freie Presse: Ist 2016 ein gutes Pilzjahr?
Uwe Vogel: Da es einen relativ feuchten Winter und ein feuchtes Frühjahr gab, konnten wir bereits bei einer Pilzausstellung im April am Filzteich 52 verschiedene Arten zeigen, vor allem Morcheln und Lorcheln. Im Juni gab es dann einen weiteren Schub. Das Jahr hat also gut begonnen. Thomas Klemm: Ob es aber insgesamt ein gutes Pilzjahr wird, da müssen wir abwarten. Wir haben erst Ende Juli, und die Hoch-Zeit für Pilze ist im Herbst.
Aber Ihre Suche kurz vor unserem Gespräch hat gezeigt, dass man zurzeit schon fündig werden kann in der Region.
Vogel: Das stimmt. Wir haben Champignons, Röhrlinge und sogar bereits kleine Steinpilze gefunden. Wenn es nicht zu feucht wird, könnte es ein gutes Pilzjahr werden. Klemm: Allerdings wachsen nicht nur leckere Schwamme für die Pfanne, sondern auch giftige. Wir haben schon Pantherpilze und Giftchampignons entdeckt, Grüne Knollenblätterpilze noch nicht. Heute hatten wir den Netzstieligen Hexenröhrling im Korb. Er ist zwar nicht direkt giftig, man sollte aber zwei Tage vor und zwei Tage nach seinem Genuss keinen Alkohol trinken. Ein guter Speisepilz dagegen ist der Flockenstielige Hexenröhrling, den wir auch gefunden haben.
Man sollte nur Pilze sammeln, die man sicher kennt, oder im Zweifelsfall einen Pilzberater aufsuchen. Tun das viele Leute?
Vogel: Ja. Immerhin hatten wir voriges Jahr 2291 Beratungen und haben dabei mehr als 5000 Exemplare bestimmt. Knapp 1000 Stück musten wir aussortieren, darunter 45 Panther- und neun Grüne Knollenblätterpilze sowie 74 Fliegenpilze.
Aber Fliegenpilze kennt doch jeder, oder?
Vogel: Nicht unbedingt, gerade wenn sie noch klein sind, haben sie nicht immer die typische rote Farbe und noch keine weißen Punkte. Übrigens gibt es auch Speisepilze, die wir aussortieren. Alle Exemplare, die alt und feucht, schimmlig oder madig sind, sollten nicht in der Pfanne landen, weil sie zu Magen- und Darmproblemen führen können.
26 Pilzberater im Landkreis sind eine ganze Menge. Brauchen Sie noch mehr?
Klemm: Auf alle Fälle. Im Raum Kirchberg, Wilkau-Haßlau und Reinsdorf haben wir beispielsweise zurzeit überhaupt keine. Interessenten können sich bei Pilzberatern oder auf Ausstellungen melden. Sie erhalten eine theoretische und eine praktische Ausbildung. Das dauert so um die zwei Jahre. Dann müssen sie eine Prüfung ablegen. Ich bin schon seit 45 Jahren Pilzberater. Doch ehrlich, alle Pilze kenne auch ich nicht. Es gibt Tausende Arten. Aber die gängigen, die in der Region wachsen, kennen wir schon. Und wenn wir uns unsicher sind, dann schauen wir nach.
Pilzausstellungen sind immer ein Publikumsmagnet. Wann wird es die nächste geben?
Vogel: Vorgesehen ist eine große Ausstellung, an der sich Berater aus dem gesamten Landkreis beteiligen, am letzten Augustwochenende an der Dänkritzer Schmiede. Voraussetzung dafür ist aber, dass zu dem Zeitpunkt genügend Pilze wachsen. Sonst wird sie verschoben.
Erschienen in der Freien Presse (Glauchau) am 08.07.2016
www.freiepresse.de
Kenner zieht es jetzt mit Korb und Messer in den WaldDas Wetter könnte beständiger sein, mag sich so mancher angesichts der Sommerferien wünschen. Für Pilzsammler ist es optimal.
Von Nicole Schwalbe
erschienen am 08.07.2016
Glauchau. Pilze haben gerade Hochsaison. Das wechselhafte, feuchtwarme Wetter sorgt für überdurchschnittlich guten Pilzwuchs. "Wir haben optimales Pilzwetter", sagt Achim Heimer, Pilzberater in Glauchau. "Regen und Sonne wechseln sich ab, jetzt findet man vor allem Champignons und Perlpilze, ohne tief in den Wald hineingehen zu müssen", fügt er hinzu. "Wer Steinpilze und Maronenröhrlinge sammeln will, sollte erst in ein bis zwei Wochen in den Wald gehen", sagt Siegfried Spindler, Pilzberater in Hohenstein-Ernstthal.
Diese Pilze sind essbar und sehr beliebt unter den Pilzsammlern. Durch den wechselhaften Sommer sprießen jegliche Pilze an Wegrändern, Waldwegen und Gräben. Die sogenannten Großpilze gibt es in unterschiedlichen Arten. Trotz dieser Vielfalt können sich verwandte Pilze sehr ähnlich sehen, aber nicht jeder ist ein Speisepilz. Vorsicht ist bei der Suche nach dem richtigen Pilz geboten, denn essbare Pilze wie der Perlpilz ähneln dem giftigen Pantherpilz und Fliegenpilz. Giftige Pilze können nicht nur Magenstörungen, sondern auch ernsthafte oder gar tödliche Leberschäden verursachen. "Wer unsicher ist, ob der Pilz mit in die Pfanne soll, sollte uns Pilzberatern bitte keine Fotos via Mail schicken, weil man eine exakte Pilzbestimmung anhand eines Fotos nicht hundertprozentig durchführen kann", warnt Manfred Erber, Pilzberater in Glauchau. "Die Pilzberatung ist kostenlos. Ein Anruf und der unsichere Pilzsammler kann uns persönlich aufsuchen", fügt Erber hinzu. Obwohl der Pilzfreund momentan jede Menge essbare Pilze außerhalb der Hochwälder finden kann, raten die Pilzberater davon ab, Pilze in der Nähe landwirtschaftlicher Nutzflächen und stark befahrener Straßen zu sammeln. "Landwirte spritzen Fungizide und Herbizide. Jegliche Pflanzengifte gehen in den Boden und werden mit Vorliebe vom Pilz aufgesogen. An Straßenrändern ist die Belastung von Schwermetallen wie Blei sehr hoch und diese findet man dann in hoher Konzentration im Pilz wieder", erklärt Siegfried Spindler. Speisepilze sind eben nicht nur Gebilde mit Stiel und Hut. Den wenigsten ist bewusst, dass es sich hierbei lediglich um den Fruchtkörper eines großen Organismus handelt, der in der Erde, im Holz oder anderen Substraten verborgen lebt. "Wenn man eindeutig Speisepilze gesammelt hat", empfiehlt Achim Heimer, "sollte man sie möglichst zügig verarbeiten und schnell essen, da Insekten wie die Pilzmotte oder Pilzkurzflügler ihre Eier vorzugsweise im Fruchtkörper der Pilze ablegen." Wer nicht gleich zum Braten kommt, hat auch die Möglichkeit, die Pilze fachgerecht "rascheltrocken" zu trocknen, um sie in einem luftdichten Schraubglas aufzubewahren.
Die nächste Pilzausstellung findet am 27. August von 9 bis 13 Uhr auf dem Glauchauer Bauern- und Frischemarkt sowie am 11.September von 10 bis 17 Uhr auf dem Bauernmarkt in Oelsnitz statt. Termine veröffentlichen die Pilzberater auch im Internet. Hier findet man auch eine Liste der Pilzberater in Südwestsachsen.
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Kenner zieht es jetzt mit Korb und Messer in den WaldDas Wetter könnte beständiger sein, mag sich so mancher angesichts der Sommerferien wünschen. Für Pilzsammler ist es optimal.
Von Nicole Schwalbe
erschienen am 08.07.2016
Glauchau. Pilze haben gerade Hochsaison. Das wechselhafte, feuchtwarme Wetter sorgt für überdurchschnittlich guten Pilzwuchs. "Wir haben optimales Pilzwetter", sagt Achim Heimer, Pilzberater in Glauchau. "Regen und Sonne wechseln sich ab, jetzt findet man vor allem Champignons und Perlpilze, ohne tief in den Wald hineingehen zu müssen", fügt er hinzu. "Wer Steinpilze und Maronenröhrlinge sammeln will, sollte erst in ein bis zwei Wochen in den Wald gehen", sagt Siegfried Spindler, Pilzberater in Hohenstein-Ernstthal.
Diese Pilze sind essbar und sehr beliebt unter den Pilzsammlern. Durch den wechselhaften Sommer sprießen jegliche Pilze an Wegrändern, Waldwegen und Gräben. Die sogenannten Großpilze gibt es in unterschiedlichen Arten. Trotz dieser Vielfalt können sich verwandte Pilze sehr ähnlich sehen, aber nicht jeder ist ein Speisepilz. Vorsicht ist bei der Suche nach dem richtigen Pilz geboten, denn essbare Pilze wie der Perlpilz ähneln dem giftigen Pantherpilz und Fliegenpilz. Giftige Pilze können nicht nur Magenstörungen, sondern auch ernsthafte oder gar tödliche Leberschäden verursachen. "Wer unsicher ist, ob der Pilz mit in die Pfanne soll, sollte uns Pilzberatern bitte keine Fotos via Mail schicken, weil man eine exakte Pilzbestimmung anhand eines Fotos nicht hundertprozentig durchführen kann", warnt Manfred Erber, Pilzberater in Glauchau. "Die Pilzberatung ist kostenlos. Ein Anruf und der unsichere Pilzsammler kann uns persönlich aufsuchen", fügt Erber hinzu. Obwohl der Pilzfreund momentan jede Menge essbare Pilze außerhalb der Hochwälder finden kann, raten die Pilzberater davon ab, Pilze in der Nähe landwirtschaftlicher Nutzflächen und stark befahrener Straßen zu sammeln. "Landwirte spritzen Fungizide und Herbizide. Jegliche Pflanzengifte gehen in den Boden und werden mit Vorliebe vom Pilz aufgesogen. An Straßenrändern ist die Belastung von Schwermetallen wie Blei sehr hoch und diese findet man dann in hoher Konzentration im Pilz wieder", erklärt Siegfried Spindler. Speisepilze sind eben nicht nur Gebilde mit Stiel und Hut. Den wenigsten ist bewusst, dass es sich hierbei lediglich um den Fruchtkörper eines großen Organismus handelt, der in der Erde, im Holz oder anderen Substraten verborgen lebt. "Wenn man eindeutig Speisepilze gesammelt hat", empfiehlt Achim Heimer, "sollte man sie möglichst zügig verarbeiten und schnell essen, da Insekten wie die Pilzmotte oder Pilzkurzflügler ihre Eier vorzugsweise im Fruchtkörper der Pilze ablegen." Wer nicht gleich zum Braten kommt, hat auch die Möglichkeit, die Pilze fachgerecht "rascheltrocken" zu trocknen, um sie in einem luftdichten Schraubglas aufzubewahren.
Die nächste Pilzausstellung findet am 27. August von 9 bis 13 Uhr auf dem Glauchauer Bauern- und Frischemarkt sowie am 11.September von 10 bis 17 Uhr auf dem Bauernmarkt in Oelsnitz statt. Termine veröffentlichen die Pilzberater auch im Internet. Hier findet man auch eine Liste der Pilzberater in Südwestsachsen.